08.04.2024

Vom Fechser zum Evergreen

Ort der ersten Pflanzung des Silvaners im Jahr 1659 in Franken: Der Schlossberg in Castell. Foto: Peter Bender

Am 6. April 2024 feierte der Silvaner in Franken seinen 365. Geburtstag. Die Verbindung zwischen Franken und Silvaner, Frankens meistangebauter Rebsorte, mag heute untrennbar erscheinen, doch ein Blick zurück in die Geschichte verrät, dass es auch eine silvanerlose Zeit gegeben hat.

Von Obereisenheim nach Castell

Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges lagen weite Teile des Landes darnieder. Um das ländliche Leben wieder anzukurbeln, waren robuste Kulturpflanzen gefragt, die sich den örtlichen Gegebenheiten anpassten. So brachten Zisterziensermönche des Klosters Ebrach die ersten Silvaner-Reben versuchsweise nach Franken. Aufgrund ihrer Herkunft wurden sie schlicht als "Österreicher" bezeichnet. Ein historisches Schreiben aus dem Jahr 1659, gefunden in den Rechnungen der Grafen von Castell belegt, dass man am 6. April jenes Jahres 25 dieser Weinfechser, wie man die Stecklinge nennt, von Obereisenheim nach Castell brachte und dort am Fuße des Schlossberges in der Lage Reitsteig pflanzte. Die Rebsorte fühlte sich offensichtlich in ihrer neuen Heimat zunehmend wohl. Weinbaupionier Johann Philipp Bronner berichtete im 19. Jahrhundert, dass der Silvaner so häufig anzutreffen sei "wie das Salz in den Speisen". Obwohl der Ursprung des Namens unbekannt ist, verblasste der Bezug zu Österreich im Laufe der Zeit. Heute gibt es in Franken 35-mal mehr Silvaner als in der gesamten Alpenrepublik.

Vom Silvaner-Forum in die Sterne-Gastronomie

Trotz seines Erfolgs überrascht es, dass die Begeisterung für den Silvaner eher neueren Datums ist. Erst im Jahr 1999 kamen über 100 Winzerinnen und Winzer aus ganz Europa beim ersten Silvaner-Forum zusammen, um Vorträge zu hören und sich auszutauschen. Dieses Forum war einer der Impulse, dem Silvaner regelmäßig eine Bühne zu bieten. Heute zieht der Silvaner zunehmend in die Sterne-Gastronomie ein und wird gelobt für seine Kombination aus Charakterstärke und Vielseitigkeit. Der Silvaner von Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper wird mittlerweile gebührend gewürdigt und das nicht nur an seinem 365. Geburtstag, sondern an jedem Tag des Jahres.

Franken: Heimat des Silvaners

Franken ist mit 6.287 Hektar Rebfläche das größte Weinanbaugebiet im Freistaat Bayern. Mit rund 1.589 Hektar ist der Silvaner die meistgepflanzte Rebsorte. Der mit Abstand wichtigste Vertreter der Rebsorte ist der Grüne Silvaner mit ca. 1.563 Hektar der fränkischen Anbaufläche. Danach folgt der Blaue Silvaner mit 25,8 Hektar. Sein Name geht auf die rötliche Einfärbung der Traubenschale im Endstadium der Reife zurück. Der Blaue Silvaner ist seit 2021 Passagier der SlowFood Arche des Geschmacks. Vom Silvaner sind über 200 Klone bekannt. In einigen Weinbergen mit dem "Gemischten Satz" findet man oft noch Grünen, Gelben, Blauen und Roten Silvaner zusammen.

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