26.02.2024

Gastro Sessions: Leidenschaft schlägt KI

Gruppenbild von den Gastro Sessions. Foto: Leaders Club

Was passiert, wenn eine "Menschenbranche" auf digitale Technik und KI trifft? Darum ging es bei den Gastro Sessions des Leaders Club im Kutschstall Ensemble von René Dost. Was schnell klar wurde: Ohne Menschen geht es nicht – weder jetzt, noch in Zukunft.

Rund 130 Teilnehmer waren der Einladung des Leaders Club zur zweitägigen Konferenz in das historische Kutschstall Ensemble im Herzen Potsdams gefolgt, darunter ebenso wissbegierige Start-up-Gründer wie Veteranen der deutschen Gastro-Szene. Unter dem Motto "People's Business Meets Technology" wurde von rund 15 Speakern aus dem Gastgewerbe und Partnerbranchen ein inspirierendes Programm aus Vorträgen, Panels und Deep Dives zu den nur scheinbar gegensätzlichen Themen Digitalisierung und Menschenführung geboten.

Künstliche und menschliche Intelligenz müssen zusammenarbeiten

Was braucht es, um mit den immer kostenintensiveren Herausforderungen der Gegenwart zurecht zu kommen? Und wie finden Unternehmen die für ihren Betrieb passende Software, um Zeit und Ressourcen zu sparen, damit sie sich wieder mit ganzer Kraft ihren Gästen widmen können? Spätestens bei der finalen Gesprächsrunde war klar: Künstliche und menschliche Intelligenz müssen in der Hospitality der Zukunft zwingend zusammenarbeiten, um wirtschaftlich erfolgreiche, mitarbeiterfreundliche und die Gäste begeisternde Konzepte zu gestalten.

Denn trotz der Vielfalt neuer Möglichkeiten der Technologie ist der zwischenmenschliche Kontakt ganz besonders in der Gastronomie unverzichtbar. "Auch wenn viele Dinge, von denen wir heute als Zukunft reden, andernorts schon längst existieren", verwies Moderator Michael Kuriat auf selbstfahrende Busse, digitale Schwimmbadüberwachung oder den ersten KI-Radiosender. "Wenn wir uns mit diesen Dingen beschäftigen, sollten wir bereit sein, neue Wege zu gehen. Aber wir sind und bleiben ein People Business und werden nie auf Menschen verzichten können."

"Leidenschaft lässt sich nicht digitalisieren"

Warum nicht, das erklärte Gastgeber René "Redo" Dost: "Leidenschaft lässt sich nicht digitalisieren. Das kann keine KI!". Durch Corona sei diese Leidenschaft bei den Menschen ein Stück weit weggebrochen, so die Beobachtung des Unternehmers, der in Potsdam zu den gastronomischen Schwergewichten zählt. "Fachkräftemangel interessiert mich nicht. Das Problem ist der Gastgebermangel! Wir müssen wieder Menschen in unseren Bann ziehen, die Verantwortung übernehmen."

Die Speaker bei den Gastro Sessions.

Schlüsseltrends

Wie und womit Gastronomen heute und in den kommenden Jahren Geld verdienen und ihre Gäste glücklich machen können, erzählte Trend-Expertin Karin Tischer vom Food Innovation Center food & more in Kaarst. "Gesundheit, Plantarismus und pflanzliche Proteine sind nur einige der Schlüsseltrends", so Tischler. "Das veränderte Essverhalten beeinflusst die Sensorik und unsere Geschmacksknospen. Das macht die Herausforderung, Produkte zu entwickeln, die wirklich den Geschmack der Gäste treffen, noch schwieriger."

Recherchehilfe "Gastro Tech Map"

Dann wurde es tatsächlich technisch: Digitalisierungsberater und Podcaster Markus Wessel stellte die "Gastro Tech Map" vor, eine ausführliche Übersicht der aktuell relevantesten Gastro-Tech-Anbieter für jeden Bereich der gastronomischen Unternehmensführung. "Die Karte ist eine Recherchehilfe und Inspirationsquelle für alle, die nach den für sie passenden Lösungen für die Digitalisierung ihrer Betriebe suchen. Nur mit den richtigen Technologien können wir profitabler arbeiten und uns wieder mehr unseren Gästen widmen. Denn auch wenn sich unsere Leidenschaft als Gastgeber nicht digitalisieren lässt, können wir sie doch digital nach außen tragen."

Erstes KI-gestütztes Restaurant

Die Größe dessen, was mit der Künstlichen Intelligenz auf die Menschheit zukommt, wurde am zweiten Tag erlebbar, als James Ardinast und Jonathan Speier ihr Experiment "the byte" – Deutschlands erstes KI-gestütztes Restaurant vorstellten. "KI ist wie die Landung einer außerirdischen Spezies auf der Erde. Wir werden schon bald nicht mehr die klügste kognitive Intelligenz auf diesem Planeten sein", prognostizierte Speier.

"The byte" sei ein Labor, in dem man Dinge ausprobiert und das sich mit jeder Auflage weiterentwickelt. "Dabei müssen wir viel Skepsis bei den Mitarbeitern überwinden und manchmal auch Erwartungen der Gäste dämpfen", verriet Ardinast. Der Gastronom ist überzeugt: "In Zukunft gibt es keine Restaurants mehr ohne KI. Denn es gibt keine Zukunft ohne KI."

"Wer in KI investiert, investiert in seine Mitarbeiter"

Ein Unternehmer, in dessen 16 Restaurants die Künstliche Intelligenz längst wichtige Aufgaben übernimmt, ist Frank Klix (Purino). "Wer in KI investiert, investiert in seine Mitarbeiter", betonte der Gastronom aus Krefeld. "Konzentrieren wir uns auf ihre operativen Talente und überlassen wir das Administrative der Technik. Dann kommt die Umsatzsteigerung automatisch!" 

Im Umgang mit dem Team empfahl Klix zum Aufbau guter Beziehungen unter anderem Resilienz, Selbstreflexion und Achtsamkeit der Führung. Nach diesen Prinzipien will das Branchennetzwerk unter Klix' Leitung demnächst in der Leaders Club Academy Führungskräfte qualifizieren. "Die Ausbildung soll zu einem Gütesiegel werden", kündigte Klix an. "Damit wollen wir der Branche etwas zurückgeben."

Ausblick

Zum Abschluss gab Melanie Leutenegger, Marketing-Expertin von der Agentur TNC, dem Publikum einen Ausblick auf das, was die KI bereits jetzt und in Zukunft zu leisten vermag. "Egal, ob Informationsbeschaffung, Kreation & Inspiration, Texterstellung, Prozesse & Planung oder Auswertung: Spätestens seit ChatGPT ist Künstliche Intelligenz massentauglich." Unternehmen seien gut beraten, sich schon jetzt mit KI und ihren Möglichkeiten zu beschäftigen, um vorbereitet zu sein auf das, was kommt.

Der Termin für die nächsten Gastro Sessions steht bereits fest: 7. und 8. Mai 2025.

www.leadersclub.de