Selbst is(s)t der Gast – Burger Dir einen!

Fotos: Mack

"Dreht doch bitte einer am Burglette. Ich brauch' noch Zwiebeln." – "Sorry, ich muss die Drehscheibe kurz stoppen und noch Tomaten und Gürkchen nachlegen." – Hans, gib' mir doch bitte etwas von deinem Weißkraut vom Pulled Schäufele ab. Das geb' ich als oberstes Topping auf meinen garantiert einzigartigen Burger....

Für gesellige Gruppen dürfte das neue Lokal Burglette, im Ausgehviertel unter der Nürnberger Burg gelegen, schnell zum absoluten Hit werden. Da starrt garantiert keiner gelangweilt aufs Smartphone, da ist jeder mit Feuer und Flamme dabei und möchte die anderen mit seinen Burgerkreationen übertrumpfen. Das Essen in gemeinsamer Runde wird so zu einem Erlebnis, wie es schöner, abwechslungsreicher und kommunikativer nicht sein könnte. Die revolutionäre Idee hinter seinem neuen Konzept bringt der Nürnberger Gastronom Michael Mack so auf den Punkt: "Die Gäste übernehmen zu 50% den Kochprozess." Oder anders gesagt: Die Gäste bestellen keine Burger, sondern jeweils nur alle Zutaten für den von ihnen gewünschten Burger. Weil die Pattys nicht riesig sind, kann das Spiel mit einem zweiten und dritten Burger munter fortgesetzt werden. Je größer die Gruppe ist, desto mehr Beilagen stehen mitten auf dem Tisch in einem einzigartigen Drehrad zur Verfügung. Phantasievollen, gewagten, schrägen Burgerkreationen stehen so Tür und Tor offen. Ganz nebenbei bemerkt: Gastro-Profis dürften längst hellhörig geworden sein. Jeder weiß, wie schwer Küchenmitarbeiter zu finden sind. Ein Konzept, das der Küchencrew die Hälfte der Arbeit abnimmt, ist Gold wert in der heutigen Zeit.

Langjährigen Leserinnen und Lesern des Gastronomie-Report sollte der Name Michael Mack bekannt vorkommen. Wir haben den Gastro-Tüftler im März 2007 kennengelernt, als wir zur Eröffnung seines ersten Lokals "'s Baggers" ins Industriegelände zwischen Nürnberg und Fürth gefahren sind. Je näher wir dem Ziel kamen, desto größer wurden unsere Zweifel: Kann's da was Gescheites geben? In der mehr als 25-jährigen Geschichte des Gastronomie-Report haben wir nur sehr selten solch eine sensationelle Eröffnung erlebt. Um seinen Metallbetrieb auszulasten, hatte Mack im gesamten Lokal Schienen verlegt. Vom obersten Stock, der Küche, sausten die Gerichte zu den Gästen unten im Lokal. Dank Isaac Newton und der Schwerkraft lernten die Speisen in den Behältern in der Folgezeit sogar den Looping. Der Rest ist Geschichte. Heute gibt es 12 "RollercoasterRestaurants" überall auf der Welt – vom Europapark in Rust bis ins ferne China.

Der Start für Macks neues Konzept ist für Ende Juli geplant. Beim ersten Testessen vor wenigen Tagen waren wir aus alter Verbundenheit als einzige Pressevertreter geladen. Wie es sich für einen genialen Tüftler wie Michael Mack gehört, steht ein Unikat im Mittelpunkt, ist Namensgeber und dient als Logo: das Serviertablett Burglette. Oben auf einer großen Platte finden die frisch gebratenen Patties ihren Platz, darunter ist eine Drehscheibe mit zehn bis 15 Bohrungen für die Beilagen und Zutaten. Die warmen Buns kommen in die Mitte der Drehscheibe, unterhalb der großen Platte. Am äußeren Rand werden die Saucen eingestellt. So bietet das Burglette alles, was die Gäste zu ihrem Burgerglück brauchen.

Hinter der Entwicklung des Konzepts steht eine schöne Geschichte. Keine Abifeste, kein Abiball, der zweite Geburtstag am Stück ohne Party und Freunde. Tochter Alina war schwer genervt von Corona. Papa Michael hatte die grandiose Idee zu einem Festessen im Familienkreis und erntete dafür nur ein genervtes Kopfschütteln.

Um seine Tochter zu trösten, ließ sich der findige Gastronom schließlich zu dem Versprechen hinreißen: Wir machen ein Burger-Essen, wie Du es noch nie erlebt hast. Die Idee kam an, und der Prototyp des ersten Burglettes wurde von Michael Mack, seiner Frau Katrin und Tochter Alina gemeinsam in Handarbeit entworfen und gebaut. Es hängt heute an einem Ehrenplatz im Lokal.

Dieses Serviertablett hat Michael Mack inzwischen zum Patent angemeldet. Wenn der Antrag genehmigt ist, steht der künftigen Expansion des neuen Konzepts nichts mehr im Weg. Nach der Auswertung des Testessens geht es jetzt aber erstmal um die Optimierung, z. B. bei der Speise- und Getränkekarte. Bei den Saucen bietet sich an, mit gebrandeten Eigenkreationen zu arbeiten (auch für den Weiterverkauf an die Gäste).

Einen zehnkantigen Würfel haben die Macks bereits entworfen. Er soll den Spieltrieb und Spielfreude der Gäste noch weiter fördern. Und warum nur Burger zum Selbermachen? Für Michael Mack liegt es auf der Hand, diese Idee u. a. auf die Cocktails zu übertragen. Das erspart den Barkeeper und die Gäste können mit den Zutaten ihre Eigenkreationen mixen. Wer im Oktober zur HOGA Nürnberg kommt und anschließend auf Tour in Nürnberg gehen möchte, sollte sich das "Burglette" fett in seinem Notizbuch eintragen. Das "'s Baggers" in Nürnberg ist übrigens Geschichte. Um den Standort attraktiver zu machen, wollte Michael Mack die freie Fläche vor dem Lokal besser einbinden und einen Pavillon bauen. So etwas muss von den Behörden natürlich gründlich geprüft werden. Als sich die Familie Mack schließlich dafür entschied, das Rollercoaster-Lokal in Wien in eigener Regie zu führen, wurde das "'s Baggers" geschlossen. Da half es auch nicht mehr, dass der Wirt acht Jahre, nachdem er den Pavillon beantragt hatte, per Post die Genehmigung zugestellt bekam …

Der Artikel ist im Gastronomie-Report 6/2021 erschienen.

www.burglette.com