Kein Mensch begrüßt den Gast mit einem herzlichen "Grüß Gott" (bzw. Hallo), niemand reicht ihm mit einem freundlichen Lächeln (oder mürrisch gehetztem Gesichtsausdruck) die Speisekarte, keiner spricht überhaupt ein Wort mit ihm: Im Restaurant EATSA hat der Gast keinerlei Kontakt mit der Belegschaft! Für viele Wirte mag das wie ein Schreckensszenario klingen, aber der wirtschaftliche Erfolg spricht für dieses "Zukunfts"-Konzept.
Über mangelnden Zulauf kann sich das EATSA nicht beklagen. Zu den Essenszeiten bilden sich Schlangen bis hinaus auf die Straße. Ist ja alles so modern und einfach: Über das Speisenangebot informiert die große Videowand. Bestellt und bezahlt wird an digitalen Touchpoints. Und wenn die Speisen fertig sind, wird der Gast auf einem großen Board darüber informiert, aus welchem Fach (Cubby) er seine Bestellung entnehmen kann. Damit es zu keinen Verwechslungen kommt, erscheint der Name des Gastes auch auf der transparenten Scheibe des Cubby. – Und wem das zu lange dauert, der kann natürlich über die EATSA- App vorbestellen.
Um Missverständnisse gleich auszuräumen: Mit Essen aus dem Automaten, wie wir es hierzulande kennen, hat EATSA nichts am Hut. Die Spezialität des Lokals sind originelle Quinoa-Gerichte, frisch zubereitet aus hochwertigen Zutaten. Allerdings bekommen die Gäste weder die Küche noch die Köche zu Gesicht. "Wir wollen unseren Gästen eine schnelle, nahrhafte, geschmackvolle Mahlzeit zu einem vernünftigen Preis bieten", so EATSA-Gründer David Friedberg, der sein Geld als Software-Unternehmer gemacht hat. Sein Motto heißt: Better Faster Food!
An Informationen für die Gäste fehlt es nicht: Am Touchpoint kann sich jeder über die "inneren Werte" der Speisen schlau machen. Die "Burrito Bowl" hat beispielsweise 646 Kalorien, 25 g Proteine, 22 g Fett, 9 g Zucker... Aber all diese Informationen sind eben nur durch Klicks und Wischbewegungen in Erfahrung zu bringen.
Die Formel "weniger Personal, geringe Preise" wird von den Gästen offenbar honoriert. Das EATSA-Lokal in San Francisco, daran lässt David Friedberg keinen Zweifel, ist als Basis für eine landesweite Expansion gedacht. Und was in den USA "in" ist, kommt ja meist recht schnell zu uns nach Deutschland.
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